Book Review: Radikalisierungsmaschinen von Julia Ebner

Book Review: Radikalisierungsmaschinen von Julia Ebner

Es geht doch nichts über ein gutes Sachbuch. Nach vielen guten fiktiven Geschichten, nehme ich gerne eins in die Hand – auch um meinen Horizont zu erweitern. Viele solcher Sachbücher finde ich in der Stadtbibliothek. Als angehende Journalistin, die sich viel im Internet bewegt und dort immer wieder Trollen und Rechtsextremen begegnet, wollte ich das Buch „Radikalisierungsmaschinen – Wie Extremisten die neuen Technologien nutzen und uns manipulieren“ von Julia Ebner natürlich direkt lesen. Und seitdem ich es gelesen habe, erkenne ich tatsächlich gewisse Auffälligkeiten und Muster im Internet.

Radikalisierungsmaschinen – Darum geht es:

Aber von vorn: Julia Ebner erklärt in ihrem Buch „Radikalisierungsmaschinen“, wie Menschen im Internet radikalisiert und zu Extremisten werden. Das macht sie aber nicht trocken und akademisch. Nein, sie hat sich in verschiedene Extremistengruppen (unter anderem Islamischer Staat und Alt-Right-Bewegung) eingeschleust und erzählt dann in ihrem Buch von ihren Erfahrungen.

Die Autorin: Extremismusforscherin Julia Ebner

Julia Ebner weiß wovon sie schreibt. Sie ist Extremismusforscherin am Institute for Strategic Dialogue in London. Außerdem arbeitet sie mit vielen Regierungsorganisationen und Polizeiorganen zusammen. Ebner ist unter anderem Online-Extremismus-Beraterin der UN, Nato und der Weltbank.

Julia Ebner mischt sich also für die Recherchen zu diesem Buch unter Hacker, Trolle, Terroristen und Verschwörer. Nur, um uns zu erklären und aufzuzeigen, was im Internet mittlerweile alles abgeht und geplant wird – und um uns zu zeigen, dass wir das Internet unterschätzen. Für diese riskante Arbeit hat sie meinen größten Respekt. Beim Lesen merkt man, wie brenzlich ihre Undercover-Aktionen teilweise war.

Radikalisierungsmaschinen von Julia Ebner

Insgesamt schleust sich Julia Ebner in zwölf radikale Gruppierungen ein. Dabei hat sie sich nicht auf eine spezielle Ideologie festgelegt: Sie untersucht unter anderem die rechtsradikale „Identitäre Bewegung“, Hacker des IS, „QAnon“ und die „TradWives“-Bewegung – viele Namen haben mir vor dem Lesen des Buchs gar nichts gesagt.

Meine Rezension von Radikalisierungsmaschinen:

Ich hatte beim Lesen häufig eine Gänsehaut, weil ich erschüttert von den Vorgängen im Internet war. „Radikalisierungsmaschinen“ liest sich wie ein Thriller, zeigt uns aber eigentlich nur, was sich im Internet abspielt und wie gefährlich es dort werden kann. Man darf das Potenzial des Internets heutzutage nicht unterschätzen.

Julia Ebner schafft es gut zu erklären wie Extremisten andere Anhänger rekrutieren und mobilisieren bzw. radikalisieren. Sie zeigt uns was diese Menschen für Zukunftsvisionen haben und mit welchen Mitteln sie diese Visionen erreicht werden sollen. Ebner erkennt, Radikalisierung folgt einem klaren Skript: Rekrutierung, Sozialisierung, Kommunikation, Mobilisierung, Angriff. Und das hat mich ehrlich gesagt am meisten geschockt. Wir reden nicht mehr über ein paar wenige Spinner, die sich im Internet tummeln. Solche Menschen arbeiten professionell.

Nehmen wir zum Beispiel sogenannte “Meme-Kriege” ins Visier. Was ein „Meme“ ist wusste ich schon vorher. Das sind kleine Bilder mit Sprüchen, humorvoll oder satirisch. In „Radikalisierungsmaschienen“ erklärt Julia Ebner, was „Meme-Kriege“ sind. Es gibt wirklich Menschen, ganze Gruppierungen, die bewusst Falschinformationen im Internet verbreiten, eben auf Memes. Da sitzen Menschen an PCs und schreiben falsche Wahrheiten, beispielsweise über Trump, auf und verbreiten das. Es ist erschreckend, vor allem wenn ich daran denke, wie unreflektiert man Memes versendet. Wenn man der Autorin Julia Ebner glaubt, hat das sogar die US-Wahl 2016 beeinflusst. Ist das nicht krass? 

Eine dunkle Gestalt mit Kaputzenpullover sitzt vor einem Laptop.

Ich hab noch ein anderes Beispiel aus dem Buch: Es gibt Rechtsradikale im Netz, die sehr organisiert einen „Krieg“ unter Kommentaren anzetteln wollen. Dafür gibt es sogar Anleitungen, die im Internet verbreitet werden. Eine Anweisung solcher Anleitungen: Die sogenannten “Soldaten” sollen unbedingt mehrere Accounts benutzen, wenn sie einen Shitstorm unter Posts in Sozialen Medien auslösen wollen und diese auch regelmäßig wechseln. Zielgruppe solcher Angriffe sollen vor allem die Medien und Politiker sein. Nachdem ich „Radikalisierungsmaschinen“ gelesen habe, ist mir das sogar wirklich aufgefallen. Beispielsweise unter Posts von Medien zur Situation im Flüchtlingslager auf Moria. Diese wurden mit Hasskommentaren überhäuft und die Accounts hießen alle ähnlich, ich hab ein Muster erkannt. Da war ich dann wirklich geschockt.

Mein Fazit:

Alles in allem ist das Buch von Extremismusforscherin Julia Ebner ein Weckruf. Mit ist es zu einem persönlichen Anliegen geworden das Buch weiterzuempfehlen, damit immer mehr Menschen aufgeklärt werden. Man darf das Internet nicht unterschätzen.

Ich hoffe euch hat diese Rezension gefallen. Wenn ihr mögt, dann klickt euch doch durch weitere Book Reviews oder schaut euch meine Reiseberichte an.

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Last Updated on 2. Januar 2021 by Maria

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Maria

Hallo Zusammen! Ich bin Maria, 22 Jahre alt und Journalistik-Studentin. Auf Beyond Cardinal Points schreibe ich übers Reisen und über Bücher – also über meine zwei Leidenschaften. Ich freue mich darauf, mit euch ins Gespräch zu kommen!

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